Der im Gegensatz zum Vorjahr extrem frühe Erntebeginn ( 10. September 2014) resultierte vor allem aus dem extremen Frühstart der Reben im Frühling, aber auch aus den hohen Regenmengen die wir leider im August hinnehmen mußten.

So begannen die prall gefüllten und auch dünnschaligen Trauben leider zum Teil zu früh aufzuplatzen, und öffneten somit dem Pilz Botrytis den Zugang, die Fäulnis begann, weiteres Abwarten hätte zu starken Fäulnisanteilen der Trauben geführt. Das bedeutete für uns einen starken Mehraufwand, den wir mussten tagsüber die Weinberge, die am Folgetag morgens geerntet werden sollten, von den faulen Trauben befreien ( Faule Teile rausschneiden oder komplette Trauben auf den Boden werfen .) Unsere gute Vorarbeit war hier viel wert: durch Entblättern der Traubenzone zu Reifebeginn waren alle Trauben gut sichtbar, so konnten wir zügig diese so wichtige Arbeit erledigen. In diesem Jahr konnten wir nur bei 2 Sorten ( Silvaner und Chardonnay ) auf die negative Vorselektion der Weinberge verzichten.

Um die Traubenpresse kümmerte sich meist meine Frau Beate, abends dann wurde der gepresste Saft noch bis oft spät in die Nacht geklärt und filtriert und alle bereits gärenden Jungweine stets kontrolliert. Während der 3 wöchigen Lese waren Tage mit 16 – 18 Stunden eher die Regel als die Ausnahme!

KirschessigfliegeDas Hauptproblem in diesem Jahr war für die gesamte Winzerschaft in Deutschland das unerwartet starke Auftreten der Kirschessigfliege ( KEF ).Es handelt sich um eine aus Japan eingeschleppte 2mm kleine Fliege, die in kurzer Zeit enorme Schäden in den Weinbergen verursacht. Als einziger Schädling ist die KEF in der Lage mittels eines Sägeapparates aktiv ihre Eier in gesunde reife rote Trauben zu legen, die Larven schlüpfen bereits einen Tag später! Sie können sich vorstellen, welch Potenzial dieser Schädling KEF 2014hat wenn man bedenkt das die KEF 400 Eier ablegen kann. Die Roten Weinberge mußten täglich kontrolliert werden um die Trauben rechzeitig zu ernten, bevor der komplette Weinberg zu Essig wird!. Je nach Region wurden ganze Gebiete von der Fliege zerstört ! Hier hat sich mal wieder die unglaubliche Schlagkraft durch den Vollernter bewährt, wir haben es geschafft durch die frühere und gezielte Ernte der Roten alle Weinberge ohne Schaden nach Hause zu bringen.

Handlese im WeinbergDer neue Weinberg zeigte die ersten Trauben.Diese wurden von Hand geerntet,so zeigte Ich unsererTochter Katja Isabelle, die bei der Lese mithalf, was Ich früher anstatt der Hausaufgaben im Weinberg zu machen hatte.
Unser Sohn Jan Phillip hat nun seine Ausbildung zum Winzer bei einem namhaften und von mir sehr geschätzten Kollegen in Bad Dürkheim begonnen. Bei dem Jahrgang 2014 mußte er gleich seinen vollen Einsatz unter Beweis stellen! In den letzten 4 Wochen hatte er nur an einem Sonntag vormittag Pause! Ohne zu murren ist er jeden morgen bereits gegen 7.30 im Weingut ( manchmal auch früher! ) und kommt erst abends meist nach 20.00 oder 21.00 Uhr zurück. Wochenende gibt es nicht. Wenn das die Winzergewerkschaft wüßte!
WeinprobeDiese Energie hat er wohl von mir geerbt, in bin sehr stolz auf den Einsatz von Jan Phillip, das würde mit Sicherheit nicht jeder Lehrling durchstehen. Das einzige Manko ist natürlich, dass er zu Hause fehlt, und wir dadurch keine Entlastung haben.

Auch einige Weinproben waren auch während der Lese wieder dabei, unter anderem eine Weinprobe für die Fa. Freudenberg Technologies. Diese fand im High Moves Bensheim in einer Höhe von 10m statt. Zu Ihrer Beruhigung muss Ich sagen, dass sich nach der Weinprobe niemand mehr über irgendwelche Höhenwege oder gar an der Kletterwand betätigte.Kellerarbeit

 Kellerarbeit

Unter anderem war eine Gruppe aus Kehl am Rhein zur Weinprobe und das mitten in der Ernte. Die Gäste fragen sich immer wieder, wie es trotz laufender Ernte so sauber in unserem Weinkeller ausschauen kann. Die Antwort ist sehr einfach, wenig verblüffend und besteht aus lediglich 6 Buchstaben: PUTZEN

Wie Sie anhand der Fotos sehen, werden die Tanks auch von innen gereinigt. Dazu muss man seinen Körper durch das Mannloch bewegen ( können ). Mittlerweile habe Ich meinen optimalen Körperumfang erreicht, eine weitere Zunahme würde das Einstellen von Personal zur Folge haben, und da ich in Fragen der Tankhygiene sehr kritisch bin, ist es wohl besser, meine Ernährung dem Durchmesser des Tankmannloches anzupassen.

 

Auch einen Gruß an die Gruppe aus Hannover und die Gruppe aus dem Erzgebirge!. Ich bin während der Ernte und Kellerzeit immer dankbar für ein bischen Abwechslung und vor allem für den Spaß, den Wir während der Weinproben haben.

Jetzt Mitte Oktober haben wir endlich etwas Zeit den Packraum wieder aufzufüllen, denn das Weihnachtsgeschäft geht in Kürze mit all seinen Touren wieder los: Tourstart: 30. Oktober bis 2.November nach Berlin, dann Hamburg … Vorher aber noch 2 Weinproben…Auch der Präsenteservice läuft bereits an.

Doch nochmals kurz zum Herbst:
Die Öchslegrade lagen 2014 im normalen Bereich ( zwischen 70 – 99 °Öchsle ), die Säurewerte lagen größtenteils im optimalen Bereich was uns harmonisch frisch fruchtige Weine bescherte! Die Ernte beendenden wir am 30. September.

Im Fazit können wir sagen; der Jahrgang 2014 machte viel Mühe und er forderte unseren vollen Einsatz. Das Ergebnis sind fruchtige, frische und spritzig leichte Sommerweine, die Rotweinen werden dunkel und gehaltvoll, und lassen Sie sich nicht von der Presse irritieren: Die KEF hat nicht alle roten Trauben zerstört und es gibt auch tolle Rotweine in 2014. Auch die Menge ist in diesem Jahr auch endlich mal wieder zu unserer Zufriedenheit.

Ihr Winzer Jochen Kreutzenberger