Die kurze Zeit nach Beendigung der 1. Phase der Weinbergsarbeit ( ferig zum Austrieb ) nutzen wir wie geplant mit dem Umbau, bzw mit der energetischen Sanierung des Flaschenlagers. Das alte Dach mitsamt seinen 10 m langen und unglaublich schweren Dachsparren haben wir vom Gebäude entfernt, und nach dem Beimauern durch ein neues Sandwichdach komplett in Eigenleistung ersetzt. Danke nochmals eine meine beiden Schwager Alex und Bruno, ohne die es so nicht gegangen wäre. Außen kam der Vollwärmeschutz samt neuem Putz drauf und die alte ( defekte ) Dachrinne wurde durch eine Neue ersetzt. Nach 2 Wochen war diese Sanierung erledigt und wir konnten von nun an wie geplant mit dem Abfülen weiter machen, denn auch dieser Raum wurde dann mit Flaschen befüllt.

 

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Die Rebblüte verlief bei den extrem hohen Temperaturen von bis zu 37°C über Pfingsten äußerst zügig, das ist wichtig für eine qualitativ einheitliche Reife der kompletten Traube, denn ist die Blüte “verzettelt”, dann ist der Reifeunterschied der Beeren innerhalb einer Traube enorm, d.h. in der Erntezeit können die ersten Beeren schon faulig werden und die anderen Beeren sind noch nicht reif.

Das heiße Wetter im Juni bewirkte aber auch ein extremes Längenwachstum der Triebe, so kann ein Trieb am Tag durchaus bis zu 10 cm losschiesen. Das heißt, viel viel Arbeit in den Weinbergen, denn das Ziel ist eine schlanke, aber hohe Laubwand um eine gute Traubenqualität zu erreichen. Und dazu müssen überall die Drähte in den Reihen rechtzeitig gehoben werden, damit wenig vom Wind abbricht, gleichzeitig werden aber auch Triebe die den Stock überlasten von Hand ausgebrochen.

Eine Teilentblätterung in der Traubenzone ( und nur da ) fördert die Durchlüftung und dient somit als indirekte Pflanzenschutzmaßnahme, denn duch den Wind trocknen die Trauben schneller ab, und die Pilze wie Oidium und Peronospora haben es somit schwerer die Trauben zu befallen. Parallel laufen Bodenpflegearbeiten wie pflügen, Gras mulchen und auch der direkte Pflanzenschutz.

 

Am 12 Juni habe Ich die ersten Weinberge in der Höhe gegipfelt, man “wartet” solange bis die extrem hohen Triebe ( bis zu 2,70 m vom Boden aus ) kurz vorm kippen sind . Erst dann schneidet man die Höhe, um ein zu frühes Dickenwachstum der Beeren zu verhindern. ( das Ziel sind kleine konzentrierte Beeren, und nicht dicke wasserreiche Beeren! Klasse statt Masse eben).

Auch etliche tolle Weinproben haben wieder stattgefunden, eine davon hatte besonders Spaß gemacht, die Gruppe aus der Region Iserlohn kommend, hatte extra 2 Tage eingeplant um unsere Region und unser Weingut kennen zu lernen.

Bei einer Wanderung durch die Weinberge gab Ich den interesierten Weinfans einen
ersten Einblick in das Arbeitsleben eines Winzers – wobei natürlich auch der Riesling Schorle nicht zu kurz kam! Es war ja auch angenehm warm… Nach rund 6 km durch die Weinberge war eine Erfrischung auf der Dachterrasse dringend notwendig, einen traumhaften Ausblick bis zum Odenwald und über die Rheinebene nach Heidelberg gab es oben drauf, bevor es dann mit dem Intensivkurs Weinbau II im Keller weiterging. Vorab allerdingswurde die Gruppe mit einem deftigen Pfälzer Gericht namens Saumagen gestärkt ( das “mußten” in der Ära Kohl auch etliche Staatsoberhäupter geniesen ). Alle waren schwer beeindruckt von der Vielseitigkeit des Winzerberufes, ist man doch Weinbergsarbeiter, Kellermeister, Chemiker, Logistiker, Sekretärin, Marketingchef, Designer, aber auch Mechaniker und Betriebswirt und auch Lehrkörper in einer Person. Ach ja die Straße muß auch noch gefegt werden, auch das macht ein Winzer noch nebenbei.
Auch vom Wein war die Gruppe schwer angetan, Ich hatte echt bedenken, dass die bestellte Menge trotz 5 Fahrzeugen nicht vom Hof zu bringen war. Aber es hat geklappt und alle konnten glücklich die Heimfahrt antreten.

Mittlerweile sind die Weinberge nun schon zum 2. Mal mit dem Laubschneider geschnitten, die frühen Sorten sind kurz vor dem ” weichwerden”.

Am Samstag den 12. Juli hatte Ich die seltene Gelegenheit bei einem Fotoshooting des Hamburger Star – Fotografen Andreas Lindlahr dabei sein zu dürfen. Dieser nämlich wählte für einen Teil seines Shootings des neuen Mercedes C 250 T Modells unser Weingut als “Location” aus.Für einen fototechnischen Laien wie mich war es toll etliche Tipps vom Profi zu erhalten. Ich revanchierte mich mit einigen Tipps zum Thema Wein und auch dafür konnte Ich dann den Fotografen begeistern.Am Montag den 14. Juli wurden die Fotos den eingeflogenen Journalisten bei der eltpremiere des neuen Mercedes in Frankfurt zur Verfügung gestellt.

Am 15. und 16. Juli hatten wir hier bei Temperaturen von über 36 ° C und bei extremer UV Strahlung leider Bedingungen, die zu Sonnenbrand an einzelnen Beeren von zu freihängenden Trauben führten. Die Beeren trocknen anschließend komplett ein, werden hart und fallen dann im Idealfall aus der Traube heraus. Die Erntemenge reduziert sich etwas, aber wie schon gesagt, in diesem Jahr ist der Ansatz reichlich.

Präsentaktionen Kreutzenberger Präsentaktionen Kreutzenberger

An manchen Tagen sollte man besser Lotto spielen, so habe ich am 23. Juli zum ersten Mal die Weinbergsspritze morgens um 7.00 Uhr beim Zeilenwechsel auf die Seite gelegt ( ist mir immer noch ein Rätsel wie das passieren konnte. An mangelnder Praxis lag es jedenfalls nicht, denn mittlerweile habe Ich das Fahren der Spritze mit dem Überzeilengestänge in rund 1000 Arbeitsstunden geübt.) Im Technikzeitalter konnte Ich meinen Sohn Jan alarmieren, der kam mit dem 2. Schlepper und wir stellten die Spritze wieder auf die Füße. Wie durch ein Wunder war nichts kaputt bzw. verbogen, Ich freute mich und konnte direkt weiterfahren. Nun das unglaubliche: 4 Stunden später, auf dem Betonweg Richtung unserer Heroldrebe nach Wachenheim, tat es erneut einen Schlag, Ich bremste sofort und dann überholte mich das Rad der Spritze auf der linken Seite! Das Rad war komplett von der Achse abgebrochen. Die Spritze hing erneut auf der Seite. Wieder rief ich unseren “Werkstattwagen”, mein Vater und Jan packten alles Nötige ein ( dieses mal war die Spritze mit 550 l gefüllt ),wir bockten dann mittels 2 Wagenheber die Spritze wieder auf. Ein vorbeifahrender Kollege namens Thomas Rauschkolb hielt an und glaubte auch seinen Augen nicht als er den Schaden sah. Obwohl er bestimmt andere Arbeiten im Kopf hatte, kam Ihm die Idee, die Steckachse aus seiner Spritze bei Ihm zu Hause auszubauen und diese dann auf dem Betonweg in unsere Spritze einzubauen: Da der Vierkantdurchmesser des Materials nicht ganz identisch war, mußten wir nur etwas Bandstahl beilegen, und wir konnten die Spritze wieder fahrtüchtig machen. Die Arbeit ging weiter. Danke nochmals Thomas für Deinen nicht selbstverständlichen Einsatz.! Ein 6er im Lotto ist wahrscheinlicher als die Geschehnisse an diesem 23. Juli.

Nun es gibt noch viel zu tun, im Moment ganz aktuell sind wir dabei, Stöcke die im Behang zu stark sind zu entlasten um unser Qualitätsziel zu erreichen. Uff pälzisch: Draube rausschneide. Das wird uns nun die kommenden Tage beschäftigen.

In der Entwicklung liegen wir sogar noch etwas vor den Spitzenjahrgängen wie 2003, 2007 und 2009. Es ist und bleibt spannend. Wenn nun der Wetterverlauf in normalen Bahnen weiterläuft wird die Lese vorraussichtlich in der 2. Septemberwoche beginnen Alles ist noch offen, aber zur Zeit herscht beruhigender Optimismus. Um vor der Ernte nochmals reichlich Energie und Kraft zu schöpfen werden wir in der Zeit vom 12 – 22 August einen erholsamen Urlaub einplanen.

Jochen Kreutzenberger 30. Juli 2014