Januar – Februar – ? – 2017

Das Neue Jahr hat begonnen und hatte uns in den letzten beiden Wochen mit idealem „Schneidewetter“ verwöhnt. Bis auf die KW 2 die ich wegen des nasskalten Wetters im Keller (mit Kellerarbeit wohlgemerkt !) verbrachte waren wir ständig in den Weinbergen.

Der Rebschnitt ist eine ganz entscheidende Arbeit während des Jahres im Weinberg. Mit ihm legt man schon mal grob das angestrebte Mengenniveau ( kurze Rute – längere Rute?) fest, und kann dabei individuell auf die Wüchsigkeit und Kraft eines jeden Stockes eingehen.

Das Schneiden an sich ist keine große Kunst, obwohl ich immer wieder über erstaunliche Schnitte in manch anderen Weinbergen sehr verwundert bin! Es ist halt auch vielleicht etwas blauäugig, wenn man seine „Mitarbeiter“ aus Osteuropa nach kurzer Einführung auf seine Weinberge loslässt.

Da bin ich doch in der glücklichen Lage, noch aufgrund unserer „überschaubaren“ Größe, alle unsere Reben selbst das heißt persönlich zu schneiden. Lediglich beim „rausziehen“ habe ich Unterstützung durch meinen Schwiegervater.

Worauf kommt es nun beim Rebschnitt an?

  1. Die richtige Rute auswählen: diese muss gleich mehrere Anforderungen erfüllen:

A: Sie muss auf sog. 2 jährigen Holz stehen, also aus einem Teil vom Rebstock herauswachsen der 2 Jahre alt ist. Das erkennt man sehr schnell an der Farbe und Struktur des Holzes.

B: Sie muss fest mit dem Stock verbunden sein, also keine Schädigung oder schlechte Verwachsung haben.

C: Sie muss bis zur Endlänge ausgereift sein, das kann man an der Färbung sehen, oder auch durch das „ablängen“ feststellen (die Schnittfläche muss grünlich sein) man hört es aber auch am knacken der Schere, (nur dann wenn das Radio nicht zu laut ist!)

D: Sie muss aus einer Stelle vom Rebstock herauswachsen, die es ermöglicht, die angeschnittene Rute auch in die gewünschte Richtung biegen zu können.

E: Sie sollte nicht zu dick sein (Bruchgefahr beim Biegen) und nicht zu dünn sein (dann sind in der Regel die Internodien also die Augen in zu engem Abstand und die Anzahl der Triebe würde zu hoch werden, was dann wieder einen erhöhten Aufwand beim „Ausbrechen“ bedingt.

  1. Das Arbeitstempo: hier trennt sich nun die Spreu vom Weizen! Als geübter und erfahrener Winzer kann man je nach Alter des Weinberges bis zu 800 Rebstöcke anschneiden (ohne „rausziehen“ des Holzes) die jüngeren Weinberge gehen schneller, da in den „alten“ mehr Altholz zu schneiden ist. Wer nun stark im Kopfrechnen ist wird feststellen, dass da nur wenige Sekunden pro Stock übrig bleiben. Es ist also schon eine gute Konzentration und Geschicklichkeit erforderlich, denn den Draht sollte man natürlich nicht durchschneiden! Wenn es doch passiert, muss man eben das Ganze wieder reparieren, was nun auch wieder Zeit kostet. Man kann sich das wie beim Friseur vorstellen, die Schere geht eigentlich immer auf und zu! Auch auf seine Finger sollte man ebenfalls aufpassen, die Elekroschere kennt da kein Pardon und kann auch einen Besenstil gerade so wegknipsen – also Achtung!!!

Bei bestimmten Sorten ( z.B. viele Rotweinsorten) kann man auch gleich in einem Arbeitsgang das gesamte in der Reihe befindliche Holz mit der Elektroschere entfernen. Da kann man am vollen Tag so bis zu 500 Reben schaffen. Das hat den Vorteil, dass man seine manuelle Belastung der Finger durch die Handschere schont. Der Nachteil ist, dass man den Akku der Elektoschere relativ gesehen deutlich länger auf dem Rücken hat, und die Rückenschmerzen am Abend nur durch das Behandeln mit Riesling Schorle gelindert werden können (das ist nun wieder den Vorteilen zuzuordnen). Im Übrigen: man hat tatsächlich einen großen Durst wenn man abends beim Dunkelwerden nach Hause kommt. Das ist ein ähnlicher Effekt wie die sportliche Aktivität und gute Luft beim Skiurlaub.

Die Handschere wird eingesetzt, wenn man in einem separaten Arbeitsgang stark rankende Sorten wie z. B. den Riesling herauszieht, „herausschnippeln“ wäre hierfür eigentlich der bessere Begriff. Sehr zeitraubend 100 m so ca. 80 min bei Riesling, bei Müller so ca. 50 min! so deutlich ist der Einfluss der Rebsorte.

  1. Auf das Wetter: ideal: Frost und Sonnenschein auch gerne bei -8°C kein Problem. Bei schlechtem Wetter bzw. nach stärkeren Regenfällen bleibt man besser zu Hause, denn man bekommt trotz der „grünen Gassen“ immer größere und somit schwerere Stiefel. Das macht dann weder Sinn noch Spaß.

An solchen Tagen kümmert man sich besser um das Büro da liegt immer genügend Arbeit im Fach “hat etwas Zeit“

Genau so einen Tag haben wir heute ( 30.01.17), die Schere ruht, der Computer qualmt, Rechnungen überweisen, Rechnungen schreiben, nebenbei werden die Füllungen vorbereitet, Material wie Flaschen Verschlüsse und Etiketten bestellt, Termine gemacht, so wollen wir ab dem 16. Februar in ca.10 Tagen rund 22000 Flaschen Wein und Secco füllen. Jetzt (18.30 Uhr) geht es noch in den Packraum (DHL packen und dabei noch ein paar Jungweine probieren)

Es gibt immer was zu tun.

In diesem Sinne, viele Grüße

Jochen Kreutzenberger