Weinfest 2012: Mit Sorge beobachteten Wir täglich die Wetterprognose für unser Festwochenende, trotz gemeldetem Regen hatten wir enormes Glück, es war am Samstag zwar kühl, aber dafür hielt der Himmel dicht. Das war auch gut so, denn im Vorfeld wurde von der Möglichkeit zur Platzreservierung rege Gebrauch gemacht – fast alle der 300 Sitzplätze waren vorreserviert! Eine Sensation. Leider gab es bei unserer bestellten Musikband DREAM einen tragischen Todesfall am Vortag des Festes, so musste man noch innerhalb von 24 Stunden eine Ersatzband finden, was sich als extrem schwierig und nervenzehrend herausstellte! Aber letztendlich hat es noch geklappt und eine „ Ersatzband“ spielte am Abend. Sonntag und Montag war traumhaftes Wetter, was sich dann auch in den Besucherzahlen zeigte, die Dachterrasse wurde zum Magnet, mit toller Aussicht in die Rheinebene. Die Stimmung an allen 3 Tagen war mal wieder klasse. Den Anreiserekord in diesem Jahr stellt unsere Freundestruppe aus dem Erzgebirge, 600 km Anreise nahmen Sie in Kauf, um mit uns das Hoffest zu feiern – Danke hierfür!
Nun zur Lese:
Noch nie hatten wir einen Jahrgang im Weinberg hängen, der so außerordentlich gesunde Trauben über alle Rebsorten hinweg zeigte! Das wird wohl in die Geschichte des Weinbaus eingehen.
Das lag wohl am extrem trockenen August, nur 28l Regen im ganzen Monat, was zur Folge hatte, dass die Beeren kleiner und mit härterer Schale als in „ normalen“ Jahren waren. Somit auch wiederstandsfähiger gegen Pilze wie Botrytis und Essigfäule. Man musste wirklich lange Suchen, bis man mal eine faule Beere in der Reihe fand. Zum Vergleich: im Jahr 2011 regnete es 129 l im August!
Somit stand einer relaxten Lese nichts im Weg! Tag für Tag ernteten wir die frühen Sorten, nutzen dann die schönen Tage und begannen am 24. September mit der Hauptlese.
Ein neues Phänomen in diesem Jahr: in vielen Regionen mit leichten Sandböden rutschten die Weinsäurewerte der Trauben in einen Bereich unter 6 °/oo – dies hat zur Folge, dass der Most mikrobiologische Probleme bekommen kann –Das Ministerium für Weinbau lies die Säuerung von Most mit Weinsäure per Eilentscheidung zu. Aber auch hier zeigt unsere Region wieder „ Stärke“ – durch die höhergelegenen Lagen und die kräftigen kalkreichen Böden rund um unser Weingut, kam es bei uns nicht zu diesen Problemen, ganz im Gegenteil, die Säurewerte sowie die Öchslegrade der Trauben sind und waren einfach PERFEKT! – anders kann man es nicht sagen.
Fast alle Weißen Sorten ernteten wir bei Dunkelheit in den frühen noch kühlen Morgenstunden ( wie in Südafrika!) um kalte Trauben für eine lange Maischestandzeit zu gewinnen. Traubeneigene Enzyme lösen dabei viele Aromastoffe aus den Schalen, die Weine werden somit noch aromatischer, die typische Frucht wird ausgeprägter. Unsere Huxelrebe 100° Ö, stand 12 Stunden entrappt auf der Presse, bevor Wir den Pressvorgang starteten. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlich fruchtiges Aroma, auf das wir uns in diesem Jahr bei allen Weinen schon freuen können.
Dieses Jahr durfte Ich in dem neuesten Trauben – Vollernter Modell der Firma ERO meines Freundes und Winzerkollegen Erik Henkel bei der Lese unseres Cabernet am Bockenheimer Sonnenberg mitfahren: Vollklimatisierte Kabine, super Radio Sound, aber der Oberhammer ist die automatische Lenkung innerhalb der Rebzeile. Ich staunte nicht schlecht, als er mit beiden Händen erzählte und mir erklärte, wie sich die Maschine mit Sensoren an den Rebstöcken orientiert. Die Maschine läuft ohne zu Lenken und erntet die Trauben, was man durch den im Boden befindlichen Glasboden aus 4,50 m Höhe aus dem „Cockpit“ beobachten kann. Erst beim Wenden am Ende der Zeilen muss man wieder das Lenkrad in die Hände nehmen.
Ein Grund für die hohe Qualität unserer Weine, ist die schonende Verarbeitung, die gekühlte Gärung im Edelstahl tut Ihr weiteres dazu. Denn nur aus einem geschmacklich einwandfreien und hochwertigen Saft lässt sich ein hochwertiger Wein machen. Mit neuester angeschaffter Filtrationstechnik und einer dazu passenden Druck- und frequenzgesteuerter Pumpentechnik sind wir nun in der Lage die Säfte noch besser zu filtrieren und die Weine bei gewünschten Restzuckerwerten aus der Gärung zu nehmen.
Hier nun mal einige Werte aus der Wochen vom 1. – 5. Oktober 2012
Chardonnay: 99 ° Ö bei 8 °/oo Säure
Pinot Noir: 95 ° Ö bei 8,5 °/oo Säure
Heroldrebe 83 ° Ö bei 8,5 °/oo Säure.
Cabernet Dorsa: 98 ° Ö bei 7,5 °/oo Säure
Spätburgunder: 99 ° Ö bei 8 °/oo Säure
Diese Woche haben wir alle Rieslinge ( Burgweg, Vogelsang und Sonnenberg) geerntet, auch die Scheurebe und der Dornfelder ist im Keller! Insgesamt ernteten wir in den 4 Tagen von Montag bis Donnerstag über 20.000 l! Mit der Hand und ohne die moderne und ausgereifte Verarbeitungsmöglichkeit wäre dies noch vor unserem großen Umbau undenkbar gewesen. Und es zeigt sich mal wieder: etwas Mut, Nerven bewahren und dann Ernten bevor der Wetterumbruch kommt! Heute hat sich Dauerregen ausgebreitet, und die Prognose für nächste Woche sieht alles andere als gut aus – aber Wir sind fertig mit der Ernte. Gott sei Dank.
Hier nun mal einige Werte aus der Wochen vom 8. – 12. Oktober 2012
Dornfelder: 80 ° Ö bei 8 °/oo Säure
Scheurebe: 85 ° Ö bei 8,0 °/oo Säure
Riesling – Burgweg 90 ° Ö bei 9,0 °/oo Säure
Riesling – Vogelsang: 90 ° Ö bei 8,5 °/oo Säure
Riesling – Sonnenberg: 93 ° Ö bei 9,5 °/oo Säure 24 Stunden Kaltmazeration bei 5 °C!
Rotweine ernteten wir nachmittags bei Temperaturen um die 20 °C, so gibt es keine Probleme mit dem Start der Maischegärung in unseren speziellen Gärbehältern. Sobald die Temperatur gegen 25 ° C steigt, muss mit dem Kühlen der Tanks begonnen werden.
Beim Unterstemmen des Tresterhutes von Hand welcher immer wieder nach oben steigt, wird man von dem phantastischen Duft vor allem vom Cabernet fast umgehauen! Echter Wahnsinn was einem da entgegenströmt. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Arbeit, die am Tage 3-4 mal gemacht werden sollte, könnte die Bildung eines Waschbrettbauches sein! Im Moment fühle Ich zwar einen heftigen Muskelkater im Bauchbereich, aber zum Waschbrett fehlen mir vermutlich noch einige Tanks mehr zum „trainieren“. Nach Beendigung der Gärphase wird die vergorene Rotweinmaische noch weitere Tage auf der Maische belassen, bis die gewünschte Tannin – Sensorik erreicht ist ( Die tägliche sensorische Kontrolle dieses Vorgangs zählt zu den beliebten „Arbeiten“.) Der Cabernet wird dann in der nächsten Woche gekeltert. Auf stolze 14,5 Vol% hat er es gebracht, ideal für ins Barrique!.
Traumwerte bei sortenabhängig geringeren Mengen prägen den Jahrgang 2012. Das deutsche Weininstitut spricht von einer um etwas 10 % geringeren Ernte in Relation zu einem Standardjahr. Für uns aber viel wichtiger: die Qualität stimmt!
Freuen Sie sich mit mir darauf!
Jochen Kreutzenberger 14. Oktober 2012