Herbstbericht 2017: Disziplin und Können gefragt!

Der sehr frühe Austrieb der Reben, schon Anfang April, bereitete uns große Sorgen, denn je früher der Austrieb um so länger müssen wir bangen bis die Maifröste vorbei sind. Und so kam es, dass am 20. und am 25. April Nachtfröste mit Temperaturen bis zu -7°C herrschten und bundesweit sehr große Schäden verursachten. Hier hatten wir noch sehr viel Glück, wir kamen mit nur kleinen Schäden davon.

Die Reben wuchsen extrem schnell in die Höhe, wir kamen kaum mit der Laubarbeit hinterher. Die Freude über das schöne Wachstum hielt leider nicht allzu lange, denn in der Hagelnacht am 9. Juli bekamen wir durch ein mega – Unwetter einen heftigen Dämpfer. 50 l Regen, Sturzbäche durch die Weinberge, schlammige Wege, vor allem aber der Hagel verursachte Schäden von bis zu 40 % Ausfall. In einem großen Teil der Weinberge war die „Wetterseite“ komplett zerschlagen, die Beeren abgeschlagen oder zumindest aufgeplatzt oder angeschlagen.

Der Anblick war deprimierend und frustrierend zugleich.

 

Mit Sorge blickten wir noch Mitte August in die Wettervorhersagen, aber wir mussten es nehmen wie es kommt. Am 10. August (mein Geburtstag) waren es gerade mal 12°C!! statt leckeren Sekt wäre ein wärmender Glühwein angesagt gewesen.

Das Wetter besserte sich, aber in Euphorie konnte man trotz bestem Optimismus nicht ausbrechen. Nun machte uns, Ende August, der Hagel vom Juli erneut Probleme, denn die „nur“ angeschlagenen Beeren füllten sich, wurden dicker und bekamen an den Schlagstellen feine Haarrisse, die als Eintrittspforten für die Fäulnis dienten.

Also starteten wir schon am 31.August mit der Lese  der frühen Sorten, so früh wie noch nie in der Geschichte des Weingutes!
Herausschneiden von faulen Trauben war dieses Jahr oberstes Gebot.

 

Kein Weinberg wurde von der Maschine geerntet, bevor wir nicht in zeitaufwändiger Handarbeit alle „schlechten“ Trauben oder Traubenteile entfernt hatten. Die angekündigte Kirschessigfliege fiel bei uns aus, da wir alle Roten Sorten im Traubenbereich komplett entblätterten um der Fliege keinen feuchten und schattigen Platz für die Eiablage zu bieten. Eine mühselige Handarbeit die sich lohnte! Retten was zu retten ist war die Devise, dennoch war oberste Vorsicht geboten.

 

 

Der Herbst 2017 ist nun der erste, den unser Sohn Jan Kreutzenberger nach 3 Jahren Lehrzeit und ich gemeinsam in den Keller gebracht haben. Es war für mich eine große Entlastung und für Ihn eine große Herausforderung. Ich erfreute mich daran, dass er doch sehr viel in seinen Lehrbetrieben gelernt hat.

Auch Vater Fritz ist mit seinen 80 Jahren immer noch voll dabei, interessiert sich für jedes Detail und hilft auch gerne immer noch mit (außer im Keller, da muss ich mich auf das wesentliche konzentrieren) . Den Kindern verbietet man übrigens das mitfahren auf dem Maischewagen…

Im Fazit: wir haben die wohl kleinste Ernte der letzten 30 Jahren nach Hause gebracht, dafür sind aber die Qualitäten vor allem bei den späten Sorten und den Rotweinen sehr erfreulich. Europaweit liegt die Ernte rund 20 % unter dem Durchschnitt. Bei uns bedingt durch den zusätzlichen Hagel noch tiefer….aber keine Panik, es könnte eventuell erst Ende nächsten Jahres bei manchen Sorten zu Engpässen kommen.

Ein solider wenn auch rarer Jahrgang!

Jochen Kreutzenberger Oktober 2017